Forschungsförderpreis 2025
Auch in 2025 wurden 2 Forschungsförderpreise vergeben.
Der eine Förderpreis 2025 in Höhe von 6.000 Euro ging an Dr. Sarah K. Danböck Universität Mannheim für ihr Forschungsprojekt:
Was hilft gegen akute Dissoziation? Erfahrungen von Betroffenen und
Therapeut*innen mit anti-dissoziativen Fertigkeiten
Dissoziative Symptome treten als transdiagnostisches Phänomen nicht nur bei dissoziativen Störungen wie der dissoziativen Identitätsstörung auf, sondern auch bei einer Vielzahl anderer psychischer Störungen wie der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und der Borderline- Persönlichkeitsstörung (BPS) auf (Lyssenko et al., 2018). Bei letzteren Störungen, die im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen, beeinträchtigen moderate Formen dissoziativer Symptome – wie Depersonalisation, Derealisation oder Bewusstseinslücken - das Wohlbefinden und die Funktionsfähigkeit vieler Betroffener. Von besonderer Bedeutung ist, dass dissoziative Symptome nicht nur das Wohlbefinden und die allgemeine Funktionsfähigkeit der Betroffenen erheblich beeinträchtigen, sondern auch die Teilnahme an psychotherapeutischen Behandlungen erschweren können. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass dissoziative Symptome auch Lernprozesse beeinträchtigen könnten, die für die Wirksamkeit von Psychotherapie essenziell sind.
Aktuelle Behandlungsleitlinien und -manuale empfehlen daher, dissoziative Symptome bereits zu Beginn der Therapie mit sogenannten „anti-dissoziativen Fertigkeiten“ (oft auch „Skills“ genannt) zu adressieren. Diese Techniken, die in der klinischen Praxis zum Umgang mit akuter Dissoziation entwickelt wurden, wurden allerdings bislang kaum empirisch untersucht.
In einem neuen Forschungsprojekt möchten wir daher erstmals systematisch die Erfahrungen von Betroffenen und Therapeut*innen mit verschiedenen in Manualen und Leitlinien empfohlenen anti-dissoziativen Techniken untersuchen. Dadurch erhoffen wir uns Einblicke, wie Betroffene und Therapeut*innen diese Techniken erleben und als wie wirksam und praktikabel sie diese einschätzen.
Langfristig zielt die geplante Studie darauf ab, Betroffene und Therapeut*innen bei der Auswahl geeigneter Techniken zu unterstützen und gleichzeitig eine Grundlage für experimentelle Studien zur Wirksamkeit anti-dissoziativer Fertigkeiten zu schaffen.
Einen weiteren Forschungsförderpreis 2025 in Höhe von 6.000 Euro erhielt Dr. Anna Schneider von Ankerland Trauma-Therapiezentrum gGmbH, Hamburg für ihr Forschungsprojekt:
Perspektiven von Bezugspersonen traumatisierter Kinder und Jugendlicher auf ihre Einbindung in die Traumatherapie und Implikationen für die ambulante psychotherapeutische Praxis: Eine qualitative Interviewstudie
Enge Bezugspersonen, wie z.B. Eltern oder Pflege- und Adoptiveltern, von traumatisierten Kindern und Jugendlichen werden bei verschiedenen Psychotherapieverfahren regelhaft, d.h. als Teil des therapeutischen Konzepts, in die therapeutischen Sitzungen der Patient:innen – in variierendem Ausmaß – einbezogen. Therapeutische Formen, die die Bezugspersonen der Patient:innen einbeziehen, lassen sich in verhaltenstherapeutischen (z.B. traumafokussierter Verhaltenstherapie; TF-KVT) als auch in psychodynamisch orientierten Ansätzen (z.B. Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie für Kinder und Jugendliche (PITT-KID); (Krüger, 2016, 2018; Krüger & Reddemann, 2007)) wiederfinden. In der aktuell gültigen Version der S3 Leitlinie „Posttraumatische Belastungsstörung“ wird unter Empfehlung Nummer 23, mit einer Evidenzklasse IIa, der Einbezug von Eltern oder Bezugspersonen in die Behandlung empfohlen (Schäfer et al., 2019). Der Einbezug enger, nicht täter-assoziierter Angehöriger des traumatisierten Kindes bzw. Jugendlichen in die Traumatherapie findet therapieschulen-übergreifend Zuspruch und basiert auf einer für eine Leitlinienempfehlung ausreichend guten empirischen und klinischen Evidenz. Implizite Fragestellungen befassen sich damit, wie sich die Bewertungen der Bezugspersonen bezüglich ihrer aktiven Partizipation in der Traumatherapie ihres Kindes hinsichtlich verschiedener Faktoren, wie z.B. der Beziehung zum Kind (leibliche Eltern, Pflege- oder Adoptiveltern, Mitarbeiter:innen in der stationären Jugendhilfe) oder anderer (soziodemografischer) Faktoren der Bezugspersonen (Alter, Geschlecht, Migrationsgeschichte) als auch der Patient:innen selbst (Geschlecht, Alter, traumatische Ereignisse) unterscheiden. Außerdem soll eruiert werden, ob sich aus den Berichten der Teilnehmenden Erkenntnisse zu Faktoren für eine effektive Traumatherapie ableiten lassen (im Sinne einer Reduktion der Symptome der Traumafolgestörungen) und inwiefern die so definierte Effektivität der Therapie durch die vorangehend beschriebenen Faktoren der Bezugspersonen und Patient:innen beeinflusst wird.